Als Vorlautes Netzwerk – und auch als Ben und Marcus – beteiligen wir uns bereits seit Jahren in Chemnitz an queeren Veranstaltungen. Wir sind einer der wichtigsten Sponsoren des hiesigen CSD, nicht nur finanziell, sondern auch mit Manpower und Räumlichkeiten. Wir geben Geld und Struktur für einen Teil der LGBTQIA-Bewegung in unserer Heimat. In den vergangenen Jahren haben wir immer wieder auf die Rechte und Leistungen queerer Menschen hingewiesen.
Und doch sind wir dieses Jahr beim Pride Month nicht dabei.
Engagement für queere Menschen ist kein PR-Gag.
Und das hat vor allem einen Grund: In diesem Jahr nehmen wir erstmals wahr, dass viele Marken und Portale, bis hin zu LinkedIn selbst, Regenbogen-Farben als Hintergrund in ihre Logos aufnehmen. Was als sichtbares Bekenntnis gemeint ist, endet jedoch an den Staatsgrenzen queerfeindlicher Regime, so zum Beispiel bei BMW. Aber wie kann ein Bekenntnis denn nicht weltweit gelten, sondern nur im Westen, wo es verhältnismäßig bequem ist, sich zu LGBTQIA zu „bekennen“. Wir fragen uns: Ist das dann überhaupt ein Bekenntnis? Oder ist das Gruppenzwang?
Eine Regenbogenflagge als Logo-Hintergrund beweist nichts darüber, wie mit queeren Menschen in einem Unternehmen wirklich umgegangen wird. Ein Freund von uns arbeitet bei CHECK24, einem der größten Vergleichsanbieter in Deutschland und darüber hinaus. Aus seinen Erzählungen erfahren wir, wie gut und selbstverständlichen der Umgang dort mit schwulen Menschen ist. Nichts ist angestrengt, nichts Besonderes daran, Verständnis selbstverständlich. Dieses Unternehmen hätte also allen Grund dazu, sich zu bekennen und könnte das glaubwürdig vertreten. Sie tun es aber einfach, ohne ein großes Gewese darum zu machen.
Wir fragen uns also: Wem nützt diese Form des Pride Month wie BMW es betreibt wirklich? Dem Unternehmen als Image-Maßnahme oder den queeren Menschen im Unternehmen, in Deutschland oder gar Saudi-Arabien? Die Antwort erscheint uns eindeutig. Da sind wir lieber bei den Firmen, die handeln, Strukturen bieten, aktiv werden. Auch ohne Regenbogenflagge im Logo.